Emotionale Intelligenz ist das „sine qua non“ für Führungskräfte

Emotionen und Führung

Bei der Ausbildung der Unternehmensführer von morgen wird nicht genügend investiert in die Vermittlung der Grundlagen dessen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Im Vordergrund steht typischerweise die kontinuierliche Ansammlung von Faktenwissen und der Erwerb eines breiten Spektrums von unternehmerischen Kompetenzen. Bei dieser Art der Vorbereitung auf künftige Führungsaufgaben liegt der Fokus deutlich auf sachlichen Inhalten und Arbeitsprozessen. Was zumeist vernachlässigt wird, ist die Fähigkeit mit denen umzugehen, mit denen man als Führungskraft eigentlich am meisten zu tun hat: mit Menschen. Das Zusammenarbeiten und das Führen von Menschen lernen die meisten oft erst "on the job".

Während der Präsentation eines Kollegen zum Thema Menschliche Emotionen wurde ich kürzlich an diese Situation erinnert. Seine Ausführungen inspirierten mich dazu, mich tiefer mit diesem Thema zu befassen und es aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Hier mein bescheidener Beitrag zu der wichtigen Rolle von Emotionen im Zusammenhang mit Führung.

Der Begriff „Emotionale Intelligenz“ wurde 1990 von den amerikanischen Psychologen John D. Mayer und Peter Salovey eingeführt.  Mayer definierte diese Art von Intelligenz als "... die Fähigkeit, die eigenen Gefühle und die von anderen präzise wahrzunehmen; die Signale zu verstehen, die Gefühle im Zusammenhang mit Beziehungen aussenden und mit den eigenen wie mit den Gefühlen anderer umzugehen."

Ein knappes Jahrzehnt später (1998) brachte Daniel Goleman diesen Begriff in den Bereich des Managements ein und konstatierte: "Aus meiner Forschung und anderen  jüngeren Studien geht eindeutig hervor − emotionale Intelligenz ist das sine qua non für Führungskräfte. Ohne diese Fähigkeit mag jemand das beste Training der Welt durchlaufen, über einen unschlagbar scharfen Verstand und noch so viele super clevere Ideen verfügen − das allein macht aus ihm jedoch noch keine großartige Führungspersönlichkeit."

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Was sind Emotionen?

Es ist interessant festzustellen, dass unter Forschern und Gelehrten offenbar keine Einigkeit darüber besteht,  was unter Emotionen zu verstehen ist. Laut Joseph LeDoux, Neurowissenschaftler und Professor an der New York University, "... gibt es ebenso viele Theorien über Emotionen wie Emotionstheoretiker." Nach der "klassischen Auffassung", die im intellektuellen Raum fast 300 Jahre lang vorherrschte, wurden Emotionen beschrieben als "etwas, das einem widerfährt". Nach dieser Perspektive sind sie das Gegenstück zum berechnenden Intellekt: Jede Emotion ist im Hirn einem bestimmten "Zentrum" zugeordnet und im Gesicht mit einem bestimmten "Ausdruck" verbunden.

Die jüngsten Erkenntnisse der Neurowissenschaften untergraben dieses dominierende Verständnis von Emotionen. In ihrem jüngsten Buch "How Emotions Are Made: The New Science of the Mind and Brain" nähert sich Lisa Feldman Barrett einer neuen Definition. Die Psychologieprofessorin stellt fest, dass "Emotionen keine Reaktion auf Ihre Welt ... sind mit Emotionen geben Sie dem, was in Ihrem Körper in Beziehung zur Welt vorgeht, einen Sinn."

Nach dieser neuen Sichtweise prägen Emotionen in hohem Maße nicht nur unser Denken und Verhalten, sondern sind integraler Bestandteil der Art und Weise, wie wir die Welt um uns herum begreifen und interpretieren.


Floating


Soviel ist klar: Egal, welche Definition man auch zugrunde legt − Emotionen haben einen erheblichen Einfluss auf das menschliche Verhalten. 

Wenn Sie wegen einer bevorstehenden Prüfung beunruhigt sind, könnte diese Emotion Sie dazu bewegen, sich noch intensiver darauf vorzubereiten. Wer Furcht verspürt, wird eher dazu neigen, sich der Bedrohung durch Flucht zu entziehen. Charles Darwin, am besten bekannt durch seine Beiträge zur wissenschaftlichen Evolutionstheorie, war der Meinung, dass Emotionen als Anpassungsmechanismen es uns zudem ermöglichen, andere Menschen zu verstehen  - und umgekehrt. Daher liefern uns Emotionen soziale Informationen, die sich nicht auf rationalem Weg vermitteln lassen.

Es verwundert nicht, dass auch unsere Entscheidungen von Emotionen beeinflusst werden. Die jüngsten Erkenntnisse der Hirnforschung haben gezeigt, dass wir ohne Emotionen schlicht nicht in der Lage sind Entscheidungen zu treffen. Unsere Analysen und Fakten mögen noch so gut durchdacht und fundiert sein − bei unseren Entscheidungen spielen Emotionen immer eine Rolle. Entscheidungsfindungen beruhen nicht auf Logik, sondern sind eine emotionale Angelegenheit.

In seiner bahnbrechenden Forschung hat sich der Neurowissenschaftler António Damásio genau damit befasst – mit der Rolle, die Emotionen bei unseren Entscheidungen spielen. Er untersuchte Menschen mit Schädigungen in denjenigen Hirnregionen, wo unsere Emotionen entstehen. Diese Menschen zeigten sich unfähig Gefühle zu empfinden und vermochten keine Entscheidungen zu treffen. Selbst die simpelsten Entscheidungen bereiteten ihnen Probleme: "Soll ich Hühnchen oder Pute wählen?" Ohne rationale Basis, von der aus sie eine solche Wahl hätten treffen können, waren diese Testpersonen schlicht nicht in der Lage, sich für das eine oder andere zu entscheiden.

Emotionen ermöglichen es uns zudem, andere Menschen zu verstehen − und umgekehrt. Daher liefern uns Emotionen wertvolle soziale Informationen, die sich nicht auf rationalem Weg vermitteln lassen.

Fazit

Je mehr ich über die Welt der Emotionen nachdenke, desto unhaltbarer kommt es mir vor, dass wir Menschen Organisationen aufbauen, in denen wir alles logisch und rational zu bewältigen versuchen. Im Geschäftsleben ist es immer noch riskant, wenn nicht gar kontraproduktiv, Emotionen zu zeigen. Bei dieser übermäßig vernunftbetonten Herangehensweise bleibt allerdings völlig außer Acht,  dass wir Menschen letztlich im Kern alle emotional geprägte Wesen sind.

Allen Führungskräften zur Kenntnisnahme:

Beim Führen geht es nicht nur darum, Strategien zu entwerfen und die Märkte zu verstehen. Als Führungspersönlichkeit sollte man seine eigenen Emotionen in den Griff bekommen und regulieren können. Da jede Unternehmenstätigkeit letztlich darauf abzielt Menschen zu dienen, sollten sich Unternehmensführer um die Fähigkeit bemühen, ihre Emotionen auch am Arbeitsplatz auszudrücken und effektiv einzusetzen.


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Übersetzung: Suzanne Bürger, München

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